//Hallo Designer: Game over!

Algorithmen und Automation ersetzen eine ganze Berufsgattung. Oder?

Published in HORIZONT: https://www.horizont.net/agenturen/kommentare/Algorithmen-im-Produkt-Design-Hallo-Designer-Game-over

Seit Marken wie Nutella und Coca Cola immer öfters und im großen Stil mit Hilfe von Software und Algorithmen ihre Produkte gestalten, herrscht steigende Hysterie und Konfusion in der Kreativ-Szene. 

Angefeuert durch den Medienhype der Fachpresse, wird eine ganze Berufsgattung in Aufregung versetzt. Dabei ist der Aufruhr um Technologie, die die kreative und menschliche Disziplin ersetzen soll nicht neu. Von Mönchen zu Gutenberg, vom Fotosatz zu Adobe, von 36mm Film zu Insta-Filtern. Jede technologische Entwicklung sorgte für massive „Disruptution“ an deren Ende nicht der Abschied, sondern die Evolution der Rolle des Designers steht.

In einem Artikel des ECONOMIST* wird eingeschätzt, welche Berufsgattungen bis zum Jahr 2033 durch intelligente Maschinen ersetzt werden. Designer stehen nicht auf der Liste. Können wir also aufatmen und weiter machen wie bisher? Bitte nicht.

Der Druck auf uns Designer zur technischen Aufrüstung wächst seit Jahren.

Wir lernen klassische Adobe Werkzeuge, die Anwendung von Motion-Graphics- oder 3D-Software, den einen oder anderen HTML5 Code und entwickeln uns dabei zu multidisziplinären Gestaltungstechnikern. Um aber überlebensfähig zu sein und gegen IBM’s WATSON oder Googles „Kreativmonster DEEPMIND“, der ersten wirklich intuitiven Maschine, auch in Zukunft bestehen zu können, müssen wir beginnen unsere Rolle neu zu definieren und endgültig unser Falzbein durch einen digitalen Dirigentenstab zu ersetzen. Der Ausblick dabei ist eigentlich wundervoll. „Hey Deepmind: Die DIN LIGHT ist ein wenig unleserlich und wirkt zu kühl. Schlage mir bitte 3 Alternativen vor die lesbarer sind und weniger technisch wirken und ersetze die in allen Layouts….“

deepmind_google.jpg

Künstliche Intelligenz führt zu einer Explosion an kreativen Möglichkeiten die Design-Prozesse drastisch beeinflussen und vereinfachen werden. Die Rolle des Designers definiert sich dann eher im richtigen Selektieren und Fine-tunen, als im Selbermachen. Unsere Kunst wird sich darin erklären, die von Maschinen vorgeschlagen Lösungen richtig zu selektieren und in relevante Bahnen zu lenken. Die Designer sind dabei Dirigenten und keine Musiker mehr.

Einen ersten kommerziellen aber wirklich schlechten Vorgeschmack bieten Plattformen wie TAILOR BRANDS. (https://www.tailorbrands.com). Hier reicht es sich mit Facebook einzuloggen, ein paar Parameter anzugeben und voila, die Maschine bietet Dir einen perfekten Pitch von 9 verschieden Logos, die Designs gut appliziert auf diverse Medien. Den meisten Logos fehlt dabei aber Emotion, Eigenständigkeit und Charakter, damit zeigt sich eine Tendenz: Man darf sich auf den kreativen Output von Computern nicht verlassen.

Gestaltungsergebnisse der Online Plattform TAILOR BRANDS

Gestaltungsergebnisse der Online Plattform TAILOR BRANDS

Computer verstehen Design nicht. Überhaupt nicht!

Für die sind Schriften eine Serie von .otf Dateien, Farben stellen lediglich eine Serie von hexadezimal, RGB oder HSL Referenzen dar und Kurven und Linien bestehen aus einfachen booleanischen Formeln.

Das schöne aber an Design ist, dass Du kein Designer sein musst um um es zu erleben, gar davon emotional berührt zu werden. Wir teilen seit hunderten von Jahren eine visuelle Kultur und fühlen Design, bevor wir es verstehen. Die Aufgabe der Designer ist es also zuallerst Emotionen auszulösen und erst dann Informationen zu gliedern. 

Glauben wir also, dass Watson und DEEPMIND dies leisten können? Solange diese rein passive Werkzeuge sind, also nur mathematisch übersetzen was wir eingeben… sollten wir nicht mehr als schlechte Beispiele wie die von TAILOR BRANDS erwarten.

Zum Glück aber stehen wir am Anfang einer technischen und somit für uns beruflichen wenn nicht kulturellen Revolution, in der die digitalen Werkzeuge im Begriff sind den Sprung vom Passiven hin zum Generativen zu schaffen. Autodesk’s DREAMCATCHER** ist eine solche Software, die dem Designern quasi Superkräfte verleiht.

Dieses generative Design Werkzeuge ist ein  Algorithmus der in der Lage ist sehr komplexe Design-Briefings alleine zu gestalten, auf Funktionalität zu verifizieren und zu produzieren. Alles was es braucht sind Angaben zu Zielen und zu den Einschränkungen eines Projektes. Der Computer erforscht dann die gesamte Spannbreite aller Lösungen, millionenfach, in Minuten, virtuell dargestellt und stellt eine Bandbreite an Lösungen vor, die ein Mensch alleine nie hätten kreieren können. Dennoch bleibt die Autoren-Rolle über den gesamten Prozess in der Verantwortung des Designers und ermöglicht somit auch emotional gebundene Lösungen.

Quelle: Autodesk

Quelle: Autodesk

Quelle: Autodesk

Quelle: Autodesk

Die neue Partnerschaft zwischen Mensch und Maschine, Designer und Digits führt zu fantastischen neuen Möglichkeiten die nicht nur unsere Rolle neu beschreibt sondern immensen Einfluss auf unsere Kultur und Umwelt haben wird. Hallo Designer: Game on!

 

*  http://www.economist.com/news/briefing/21594264-previous-technological-innovation-has-always-delivered-more-long-run-employment-not-less

** https://www.autodeskresearch.com/projects/dreamcatcher

Previous
Previous

//SCHLUSS MIT SCHNÖRKEL! DESIGN IN ZEITEN DES AUFRUHRS.

Next
Next

//AI und Design. Meine neue Beziehungskrise.